Aufmerksamkeitsregulation: Ein wichtiges Modul in der Wettkampfvorbereitung

DIE REGULATION DER AUFMERKSAMKEIT ist in Sportarten mit hohen Anforderungen an kognitive und sensomotorische Prozesse von grosser Bedeutung.

Anforderungen an die Aufmerksamkeitsregulation können sich in Training und Wettkampf unterscheiden. Während beim Erlernen einer neuen Technik die Aufmerksamkeit über längere Zeit auf einem oder wenigen Punkten liegt, muss die Aufmerksamkeit in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung auf alle tätigkeitsrelevanten Punkte gerichtet werden [1].

Der Begriff Aufmerksamkeit bezieht sich auf die Auswahl tätigkeitsrelevanter Informationen zur bewussten Verarbeitung und Regulation von Denken und Handeln [2].

Dabei ist für ein anforderungsgerechtes Handeln wichtig, die Aufmerksamkeit und ihre unterschiedlichen Formen zu kennen. Die Anforderungen an die Aufmerksamkeit in der aktuellen Situation können erkannt und handlungsleitende Selbstinstruktionen für die nächste Aufgabe als Drehbuch oder Routine zur Fokussierung entwickeln werden.

Aufmerksamkeit ist notwendig, um alle psychischen Komponenten – von der Wahrnehmung bis zur motorischen Ausführung – so zu orientieren, dass die Handlungsziele möglichst kostengünstig erreicht werden [2].

Negative Gedanken und Selbstgespräche werden unterdrückt, so dass Handlungen störungsfrei realisiert werden. Körperliche Auswirkungen wie z.B. zu hohe Muskelspannung, flacher Atem und abgehackte Bewegungen (ein Merkmal, das gut von aussen durch Trainer:innen beobachtet werden kann) bleiben aus. Das gilt auch für emotionale Reaktionen wie Ärger, Frustration und Angst.

Prozesse der Wahrnehmung, Auswahl und Verarbeitung von Informationen, der Planung von Handlungen sowie dem Entscheiden und Problemlösen werden unter dem Begriff der Kognition zusammengefasst und gehören zur psychischen Funktionseinheit Fokus  [1;3;4;5]. Funktionseinheiten können als «mentale Muskeln» aufgefasst werden.

Bei der Ausführung sportlicher Handlungen stehen zunächst die Fragen im Mittelpunkt, woher die wahrgenommen Informationen stammen und wohin die Aufmerksamkeit ausgerichtet wird.

Es wird zwischen internalen und externalen Ausrichtung der Aufmerksamkeit unterschieden.

Bei externaler Ausrichtung ist unsere Wahrnehmung auf Reize ausserhalb des eigenen Körpers gerichtet. Die visuelle Wahrnehmung – das Sehen – ist meist im Mittelpunkt des Interesses, doch unsere anderen Sinne Hören, Tasten, Schmecken oder Riechen werden genauso reguliert. Unser Körper und unsere Psyche stellen auch Informationen von innen bereit. Für sportliche Handlungen sind z.B. die (Selbst-) Wahrnehmung von Körperbewegung durch Mechanorezeptoren und der Gleichgewichtssinn wichtig, aber auch von uns selbst erzeugte Vorstellungen, Bewertungen, Emotionen, Selbstgespräche etc. Das bewusste Wahrnehmen der inneren Signale setzt eine internale Ausrichtung der Aufmerksamkeit voraus.

Neben der Unterscheidung woher die Reize stammen kann zusätzlich zwischen einem eher weiten und einem eher engen Fokus unterschieden werden. Zur Veranschaulichung kann ein Vergleich mit einer Taschenlampe genutzt werden, bei der der Lichtkegel verstellbar ist. Der Lichtkegel kann auf einen konkreten Punkt (eng) fokussiert oder über einen weiten Bereich gestreut werden. Erfahrene Athleten:innen können dabei gut steuern, wie intensiv (weit oder eng) ihr Fokus ist und wohin sie gerichtet (external oder internal) ist [6].

Aufmerksamkeit auf relevante Sachverhalte fokussieren

NUR EIN QUADRANT IST OPTIMAL für die aktuelle Handlung. Wer den nützlichen Quadrant für sportartspezifische Handlungen kennt, kann die Aufmerksamkeit leistungsfördernd steuern.

Wenn ein kleiner Fehler den Unterschied zwischen einer Medaille oder einer nicht so guten Platzierung im Wettkampf ausmacht – die Aufmerksamkeit optimal zu regulieren ist in vielen Sportarten entscheidend.

Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit von Athleten:innen, sich auf die nützliche Sachverhalte der aktuellen Handlung zu fokussieren.

Die Aufmerksamkeit während sportlicher Tätigkeiten existiert in 2 Dimensionen. Die Richtung und die Intensität oder Weite. Mit einem weiten Fokus können viele Sachverhalte auf einmal
wahrgenommen werden, während ein enger, intensiver Fokus nur die Wahrnehmung einiger weniger Reize erlaubt [6].

Beispiele für unterschiedliche Situationen für die Quadranten könnten sein:

Aufmerksamkeit und Konzentration

Die Form Aufmerksamkeit kann flexibel in allen Quadranten platziert werden. Normalerweise passiert dies eher unbewusst, doch Athlet:innen können die Aufmerksamkeit für eine Handlung auch bewusst ausrichten. Um diese Fähigkeit im Wettkampf stabil abzurufen, dient die folgende Übung, bei der eine Landkarte für unterschiedliche Szenarien mit der nützlichsten Form der Aufmerksamkeit gezeichnet wird.

Athleten die das anforderungsgerechte Umschalten in allen Situationen beherrschen „can do it all”.

Elite Word Cup Climber
Foto: © Vladek Zumr

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