#AlwaysOnZone
Neben mentaler Stärke wird oft der Flow-Zustand (Csikszentmihalyi, 1975) als ein Ziel für psychologisches Training im Sport genannt. Flow ist durch ein völliges Aufgehen in der Handlung, ohne ablenkende Gedanken oder leistungshemmende Emotionen, bei gleichzeitigen Verlust des Zeitgefühls gekennzeichnet.
In einer Vielzahl von durchgeführten Interviews mit Künstlern:innen, Sportlern:innen und anderen Personen konnte Csikszentmihalyi einige Voraussetzungen für das Flow-Erleben herausarbeiten, die allen Befragten gemeinsam waren. Wichtigste Voraussetzungen ist ein Gleichgewicht zwischen Anforderungen einer Aufgabe und individuellen Können. Daneben scheinen eine klare Zielsetzung mit unmittelbaren Feedback und eine Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die Aufgabe zu sein.
Neben dem Flow-Konzept von Csikszentmihalyi (1975) existieren viele ähnliche Konzepte. Beispiele sind das Sensation-Seeking-Motiv von Zuckerman (1979) oder der Anreiztrias von Rheinberg (1996). Im Grossen und Ganzen bezieht das beschreibende Konzept seinen Kredit wohl eher aus seinem grossen Bekanntheitsgrad. Der eingängige Begriff eignet sich scheinbar hervorragend für die Vermarktung und ist oft im Interview mit Spitzensportlern:innen zu hören. Diese beziehen den Begriff allerdings eher auf fliessende, runde und harmonische Bewegungsabläufe.
Unterschiedliche Faktoren und Flow-Erleben im Verhältnis von Anforderungen und eigenem Können (modifiziert nach Csikszentmihalyi 1999). Flow ist durch ein völliges Aufgehen in der Handlung und eine Balance von Anfordrungen und Können gekennzeichnet.
Es wird zwar immer wieder versucht auf Gemeinsamkeiten abzuheben, doch in der Praxis gibt es grosse Unterschiede in der individuellen Wahrnehmung des Flow-Erlebens. Der Ideal Performance State (IPS) bzw. Ideale Leistungszustand (ILZ) von Loehr (1991) oder das von Hanin (1997) aufgestellte Modell der Indiviual Zones of Optimal Functioning (IZOF) berücksichtigen diese individuellen Unterschiede. Emotionen die bei einem Athleten als leistungshemmend bezeichnet werden, sind bei einer anderen Bestandteil des Flow-Zustands. Flow wird also sehr unterschiedlich empfunden. Den einen Flow-Zustand gibt es daher nicht.
Individuell muss daher von Saison zu Saison erarbeitet werden, wann der ideale Leistungszustand (ILZ) bei Athleten:innen eintritt und welche Merkmale kennzeichnend sind. Ist der Ideale Leistungszustand (ILZ) erreicht, können optimale Leistungen mit den vorhandenen Leistungsvoraussetzungen erzielt werden.
Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig.
Seneca d. J., Epistulae morales ad Lucilium, VIII, LXXI, 3
Um diesen Zustand nicht nur zufällig zu erreichen, sondern selbstständig und kontrolliert herstellen müssen Athleten:innen erstmal beschreiben welche Bedingungen, Emotionen oder Gedanken ganz individuell bei ihnen vorliegen. Denn Herstellen kann ich nur das, was ich gut kenne sowie beschreiben und vorstellen kann. Einen guten Ausgangspunkt bieten einige grundlegende Fragen.
Der Ideale Leistungszustand (ILZ) umfasst dabei alle Faktoren, die für das zuverlässige Abrufen vorhandener Leistungspotentiale am Tag X im Wettkampf erforderlich ist. Dementsprechend müssen auch alle notwendigen mentalen und körperlichen Voraussetzungen trainiert werden.
Die Beschreibung ist anfangs immer unvollständig und wird über die Zeit immer mehr verfeinert. Athleten:innen können die einzelnen Merkmale, z.B. ein bestimmtes Erregungsniveau, selbst erzeugen und so den Weg zum ILZ bahnen, ohne dabei von der Tagesform, Umweltbedingungen usw. abhängig zu sein. Die Anbahnung wird meist über schon wahrnehmbare Faktoren, wie z.B. Muskelspannung, begonnen und nach und nach weitere Faktoren durch psychische Steuerung hergestellt: