Training mit Einschränkung des Blutstroms (Blood Flow Restricted BFR) ist eine Trainingsmethode, die den arteriellen Zufluss reduziert und den venösen Abfluss in der arbeitenden Muskulatur während des Trainings vollständig einschränkt. Diese Restriktion des Blutrückflusses und Abnahme der Sauerstoffversorgung des Muskelgewebes löst eine hormonelle Kettenreaktion aus, die unter anderem die Proteinsynthese erleichtert. Dein Muskel wächst und wird stärker 1 2 3 4.
Im Vergleich zum «normalen» Krafttraining ist dieses Wachstum weniger auf den mechanische Widerstand der verwendeten Gewichte, als auf die Belastung des lokalen Stoffwechsels zurückzuführen. In der Abbildung sind die wichtigsten Faktoren von mechanischer und metabolischer Belastung aus Perspektive des BFR-Trainings dargestellt. Obwohl beide Prozesse von denselben Faktoren abhängen, ist jeder von ihnen mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Mehr Vorteile.
Durch die geringe mechanische Belastung beim Blood Flow Restricted Training ist es vielseitig einsetzbar. Beispielsweise kannst Du BFR In Deinen Ferien für den Erhalt von Kraftleistung und Muskelmasse einsetzen und es Dir so einfacher machen Deine Ziele zu erreichen.
Während der Heilungsphase nach einer Verletzung kann passives BFR bei 0% 1RM kombiniert mit Bewegungsvorstellung (mentales Training) den Muskelabbau (Atrophie) deutlich verlangsamen. Für die Rehabilitation steht eine bessere Basis zu Verfügung, die Rückkehr zu Sport und Aktivität gelingt schneller. Ein Aspekt der auch für Unfallversicherer von Interesse sein dürfte.
Die Wirkung von BFR und Krafttraining im Allgemeinen kann zusätzlich durch funktional orientierte Ernährung verbessert werden.

Trainingsformen.
BFR kann aktiv und passiv angewandt werden und ist in verschiedenen Situationen nützlich für Dich. Beispielsweise in der Heilungsphase nach Verletzungen ohne Muskelkontraktion, in der Rehabilitation mit geringer Intensität oder als Ergänzung zum „normalen“ Training, besonders in Wettkampfperioden5 6 7 8 9.

Belastungen in den unterschiedlichen Trainingsformen
Du bringst Deine ganz persönlichen Leistungsvorraussetzungen mit. Das heisst Deine Belastung, die Wiederholungszahl, das Gewicht muss individuell angepasst sein. Zudem sind Deine Trainingsziele eine persönliche Sache und können ganz anders sein, als die einer anderen Spielerin in der gleichen Sportart, auf der gleichen Position. Akademiekonzepte, die alle Spielerinnen gleich behandeln, oder Social-Media-Aussagen, «nur dies ist DIE Übung, die Du brauchst», sind demnach von vornherein fehlgeleitet.
Für die unterschiedlichen Trainingsformen sind die verschiedenen Faktoren zur systematischen und zielorientierten Deines Trainings abgebildet10 11.

Belastungssteuerung
Bei Anwendungen von BFR im Leistungssport muss der Trainer berücksichtigen, dass die interne Trainingsbelastung (z.B. Herz-/Kreislauf, Belastungsempfinden) trotz reduzierter externer Belastung erhöht wird12 13.
Sicherheit
Bei korrekter Durchführung birgt BFR-Training keine größeren Risiken als herkömmliche Trainingsmethoden 14. Mit Ausnahme von kleinsten Blutergüssen auf der Haut bei Anfängern, treten kaum unerwünschte Wirkungen auf 15 16. Im Wesentlichen kommt es durch den Druck einer Manschette zu einer Einschränkung des Blutflusses, wobei der venösen Abfluss unter der Manschette mehr behindert wird. Umgekehrt ist der Zufluss von Blut weiter gewährleistet. Auch bei sitzenden Tätigkeiten oder bei langen Reisen im Alltag kommt es zu ähnlichen Einschränkung des Blutflusses zu den Beinen.
Es gibt heute keinen Konsens darüber, welcher Druck für die verschiedenen BFR-Anwendungen am besten geeignet ist. Die individuelle Anpassung (z. B. Manschettentyp, -größe und -druck) sollten immer gemeinsam mit einem fachkundigen Trainer oder Therapeuten durchgeführt werden17 18.
Downloads
Referenzen
Cognetti, D. J., Sheean, A. J. & Owens, J. G. (2022). Blood Flow Restriction Therapy and Its Use for Rehabilitation and Return to Sport: Physiology, Application, and Guidelines for Implementation. Arthroscopy, Sports Medicine, and Rehabilitation, 4(1), e71–e76. https://doi.org/10.1016/j.asmr.2021.09.025
Cuddeford, T. & Brumitt, J. (2020). In‐Season Rehabilitation Program Using Blood Flow Restriction Therapy for two Decathlethes with Patellar Tendinopathy: A Case Report. International Journal of Sports Physical Therapy, 15(6), 1184–1195. https://doi.org/10.26603/ijspt20201184
De Queiros, V. S., Dos Santos, Í. K., Almeida-Neto, P. F., Dantas, M., De França, I. M., Vieira, W. H. D. B. et al. (2021). Effect of resistance training with blood flow restriction on muscle damage markers in adults: A systematic review. (J.D. Kingsley, Hrsg.)PLOS ONE, 16(6), e0253521. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253521
Iversen, E. & Røstad, V. (2010). Low-Load Ischemic Exercise-Induced Rhabdomyolysis. Clinical Journal of Sport Medicine, 20(3), 218–219. https://doi.org/10.1097/JSM.0b013e3181df8d10
Loenneke, J., Wilson, J., Pujol, T. & Bemben, M. (2011). Acute and Chronic Testosterone Response to Blood Flow Restricted Exercise. Hormone and Metabolic Research, 43(10), 669–673. https://doi.org/10.1055/s-0031-1286309
Loenneke, J. P., Wilson, J. M., Wilson, G. J., Pujol, T. J. & Bemben, M. G. (2011a). Potential safety issues with blood flow restriction training. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 21(4), 510–518. https://doi.org/10.1111/j.1600-0838.2010.01290.x
Patterson, S. D., Hughes, L., Warmington, S., Burr, J., Scott, B. R., Owens, J. et al. (2019). Blood Flow Restriction Exercise: Considerations of Methodology, Application, and Safety. Frontiers in Physiology, 10, 533. https://doi.org/10.3389/fphys.2019.00533
Scott, B. R., Girard, O., Rolnick, N., McKee, J. R. & Goods, P. S. R. (2023). An Updated Panorama of Blood-Flow-Restriction Methods. International Journal of Sports Physiology and Performance, 18(12), 1461–1465. https://doi.org/10.1123/ijspp.2023-0135
Smith, N. D. W., Peiffer, J. J., Girard, O. & Scott, B. R. (2022). Self-Paced Cycling at the Highest Sustainable Intensity With Blood Flow Restriction Reduces External but Not Internal Training Loads. International Journal of Sports Physiology and Performance, 17(8), 1272–1279. https://doi.org/10.1123/ijspp.2022-0021
—
Fußnoten
- (De Queiros et al., 2021) ↩
- (Cognetti, Sheean & Owens, 2022) ↩
- (Loenneke, Wilson, Pujol & Bemben, 2011) ↩
- (Patterson et al., 2019) ↩
- (Cognetti, Sheean & Owens, 2022) ↩
- (Patterson et al., 2019) ↩
- (Smith, Peiffer, Girard & Scott, 2022) ↩
- (Cuddeford & Brumitt, 2020) ↩
- (Scott, Girard, Rolnick, McKee & Goods, 2023) ↩
- (Patterson et al., 2019) ↩
- (Scott, Girard, Rolnick, McKee & Goods, 2023) ↩
- (Smith, Peiffer, Girard & Scott, 2022) ↩
- (Cuddeford & Brumitt, 2020) ↩
- (Loenneke, Wilson, Wilson, Pujol & Bemben, 2011a) ↩
- (De Queiros et al., 2021) ↩
- (Iversen & Røstad, 2010) ↩
- (Smith, Peiffer, Girard & Scott, 2022) ↩
- (Scott, Girard, Rolnick, McKee & Goods, 2023) ↩